In Sonntagsreden wird gerne parteiübergreifend betont, eine lebendige Zivilgesellschaft sei das Fundament einer starken pluralen Demokratie. Doch wie steht es wirklich um die Zivilgesellschaft in Europa? Zivilgesellschaftliche Organisationen (NGOs) setzen sich oftmals für Themen ein, die uns alle betreffen – z.B. für Umweltschutz, Menschenrechte oder Sozialstandards. Ähnlich wie eine freie und unabhängige Presse bereichern sie öffentliche Debatten, liefern wichtige Fakten für politische Entscheidungen und üben regelmäßig Kritik am Bestehenden. Sie beschränken die Korruption, fördern Transparenz und setzen sich für benachteiligte Gruppen ein. Dadurch lenken sie die öffentliche Aufmerksamkeit auf gesamtgesellschaftlich relevante Themen und Herausforderungen und richten unbequeme Fragen an die politisch Verantwortlichen.
Seit einigen Jahren wird unter dem Begriff „Shrinking Spaces“ eine zunehmende Einschränkung der Handlungsspielräum zivilgesellschaftlicher Organisationen als länderübergreifende Tendenz beobachtet und diskutiert. Die These: Wir haben es nicht mit einmaligen Aktionen, sondern mit einem allgemeinen Trend zu tun. Mehr und mehr Länder erlassen Gesetze, die zivilgesellschaftliches Engagement erschweren oder unmöglich machen sollen, auch in Europa. Fragwürdige Justizreformen, Medien- und Antiterrorgesetze geben beispielsweise in Polen, Ungarn und Rumänien Anlass zur Sorge.
Im Gespräch mit Abgeordneten, Expert/innen und Aktivist/innen diskutieren wir die Situation der Zivilgesellschaft in verschiedenen Ländern Europas und auch in Deutschland. Denn auch hierzulande geraten NGOs zunehmend unter Druck. Anhand von konkreten Beispielen sprechen wir über die Rolle von Zivilgesellschaft in einer Demokratie, hinterfragen aber auch die Legitimität und Grenzen ihres Handelns. Auf dieser Grundlage möchten wir Perspektiven eröffnen, wie jede/r Einzelne sich aktiv für eine lebendige Zivilgesellschaft einsetzen kann.