Wie vergangen ist Deutschlands koloniale Vergangenheit? Welchen Einfluss hat sie auf gegenwärtige Politik? Durch Fragen wie diese versucht die Denkströmung des Post-Kolonialismus Kontinuitäten kolonialer Machtstrukturen sichtbar zu machen, zu hinterfragen und zu dekonstruieren.
Auch im Kontext der internationalen Entwicklungszusammenarbeit (EZ) wird post-koloniale Kritik offenbar: Kritiker:innen sehen in der heutigen EZ die Aufrechterhaltung kolonialer Kontinuitäten und verweisen dabei insbesondere auf die Reproduktion rassistischer Stereotype und eine Verfestigung der kulturellen und wirtschaftlichen Dominanz des Globalen Nordens durch das Narrativ der ‚Entwicklung‘.
Im Rahmen unseres Seminars wollen wir uns einen Überblick über postkoloniale Kritiken an der EZ verschaffen. Was ist die Motivation hinter der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (EZ): Wiedergutmachung, Eigeninteresse oder Barmherzigkeit? Wer hilft hier wem? Welche Ideen stecken hinter dem Konzept ‚Entwicklung‘? Und welche politischen Handlungsbedarfe ergeben sich aus post-kolonialem Denken in der Entwicklungszusammenarbeit?
In Gesprächen mit Aktivist:innen, Wissenschaftler:innen und Vertreter:innen aus Politik und Kultur wollen wir uns den Antworten auf diese Fragen nähern.
Für das Seminar sind Englischkenntnisse für Texte und Gespräche nötig. Wir weisen darauf hin, dass es sich um eine beteiligungsorientierte Veranstaltung der politischen Bildung und nicht um eine akademische Lehrveranstaltung handelt.
Programm
1. Tag
Anreise bis 16:00 Uhr
(Post-)Kolonialismus – was ist das eigentlich?
Einführung und Bestandsaufnahme
2. Tag
Deutsche Entwicklungszusammenarbeit (EZ) – die Grundlagen
Entstehungsgeschichte und Kontext
Entwicklungszusammenarbeit aus post-kolonialer Perspektive
Theoretischer Hintergrund und Kritikpunkte
3. Tag
Das „Who is Who?“ der deutschen Entwicklungszusammenarbeit
Gespräch mit Schlüsselakteuren aus dem Feld, z.B. GIZ / BMZ / Brot für die Welt
Can the subaltern speak? Post-koloniale Stimmen und Handlungsmöglichkeiten
Gespräch mit Aktivist:innen und NGOs
4. Tag
Post-Kolonial vor Ort
Podiumsdiskussion mit Engagierten im Raum Bonn/Köln
Postkolonialismus und ich. Was nehme ich mit?
Kritische Reflexion, Ausblick und Abschlussdiskussion
Das Seminar endet um 14:30 Uhr.
Seminarteam
Milena Täschner, M.A., hat in Dresden und Galway Internationale Beziehungen und Culture and Colonialism mit Fokus auf postkolonialer Theorie studiert. Derzeit arbeitet sie bei der LWL-Kulturstiftung in Münster zum Förderschwerpunkt (Post)Kolonialismus. Nachdem Milena während ihres Studiums selbst an verschiedenen v.f.h.-Seminaren teilgenommen hat, versucht sie nun selbst, komplexe politische Themen greifbar und diskutierbar zu machen.
Selina Wiredu, B.A., studierte in Lüneburg Politikwissenschaft und Wirtschaftspsychologie und absolviert derzeit an der VU Amsterdam einen M.Sc. in Sozialpsychologie und beschäftigt sich besonders mit ziviler Partizipation, social change, diversity und community empowerment. Sie ist als Teamerin in verschiedenen Kontexten politischer Bildung tätig und bemüht sich vor allem um eine kritische Aufarbeitung kolonialer Aspekte in internationaler Freiwilligenarbeit. Nachdem sie leidenschaftlich gerne selbst als Teilnehmerin bei v.f.h.-Seminaren war, ist sie seit Anfang 2022 Teil des v.f.h.-Teams und freut sich, im Seminarkontext Raum für kritische Auseinandersetzungen und Selbst-Reflexion zu schaffen.
Organisatorisches
Die WochenendAkademie Politik richtet sich an junge Erwachsene ab 18 Jahren. Die Teilnahme am gesamten Programm sowie die Übernachtung in der Tagungsstätte sind verbindlich.
In der Seminargebühr sind Teilnahme, Übernachtung und Halbpension (Frühstück, 2 Mittagessen, 2 Abendessen) enthalten. Die Unterbringung erfolgt in Mehrbettzimmern. Die Reisekosten und zusätzlich benötigte Mahlzeiten sowie Getränke sind nicht enthalten. Die Seminargebühr wird nach Ablauf der kostenlosen Stornofrist eingezogen.