Seminare
Datum
02.11.25 – 06.11.25
Ort
Brüssel
Seminarnummer
WA 25-09
Seminargebühr
170,00

Die Zukunft der europäischen Verteidigung

Politische Studienreise nach Brüssel

Die Europäische Union befindet sich in einem zunehmend angespannten und komplexen sicherheitspolitischen Umfeld. Militärische und hybride Bedrohungen auf dem europäischen Kontinent nehmen zu. Die Eskalation des Angriffskrieges gegen die Ukraine 2022 führte zu einer Zäsur im Verhältnis westlicher Staaten zu Russland. Gleichzeitig zeichnen sich auch innerhalb der westlichen Staatengemeinschaft Verschiebungen ab. Infolge des langsamen Rückzuges der Großmacht USA wird sich Europa zunehmend selbst um seine Verteidigungsfähigkeit bemühen müssen. Die historische Erklärung nach dem NATO-Gipfel Ende Juni in Den Haag, in der sich 30 der 32 Mitgliedsstaaten verpflichteten ihre Verteidigungsausgaben auf insgesamt 5% des BIPs zu erhöhen, könnte auf eine solche Rekalibrierung des transatlantischen Verhältnisses hinauslaufen.

Im Schatten dieser Ereignisse strebt die Europäische Union im Rahmen ihrer Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) nach einem stärkeren Profil als unabhängiger Akteur. Obwohl die GSVP seit rund 25 Jahren besteht, waren Fortschritte in diese Richtung jedoch bisher klein. Die Defizite der GSVP wurden insbesondere in den letzten Jahren sehr deutlich: Nach wie vor gibt es keine signifikante Übertragung von Kompetenzen der Mitgliedsstaaten an die Union, Standardisierung und Kooperationen zwischen nationalen Militärs bleiben selten und auch das Europäische Parlament sieht “begrenzte Fortschritte und unzureichende Investitionen” in einem Bericht zur GSVP aus 2024.

Während Bürger:innen in überwiegender Mehrheit eine engere Verteidigungsintegration befürworten (87% gemäß einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung 2024), scheitern Fortschritte an den divergierenden Positionen der Mitgliedsstaaten – von Frankreichs Vision einer europäischen Streitmacht über Polens rein nationale Aufrüstung bis hin zur Vetopolitik Ungarns. Ungelöst bleibt dabei auch die Frage, wie eine gemeinsame europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik in den Kontext der größeren NATO-Allianz passen könnte.

Wie also reagieren auf die sicherheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit? Steht die EU vor der Geburt einer echten gemeinsamen Armee? Oder bleibt die EU eine Koalition inkohärenter sicherheitspolitischer Präferenzen?

Im Rahmen unserer Studienreise nach Brüssel beleuchten wir die vielschichtigen Aspekte der EU-Verteidigungspolitik und entwickeln mögliche Zukunftsszenarien. Dabei führen wir Gespräche mit Vertreter:innen von EU-Institutionen, NATO, politischen Think-Tanks und Expert:innen für internationale Beziehungen.

Die Seminarsprache ist Deutsch. Gespräche finden auf Deutsch und Englisch statt.

Anmeldeschluss ist am 30.09.2025.

Programm

1. Tag

Anreise bis 16:00 Uhr

Gemeinsame Armee oder gespaltene NATO-Partner?
Bestandsaufnahme: Entwicklungen, rechtlicher Rahmen und Standpunkte der Mitgliedsstaaten

2. Tag

Gespräche und Diskussionen I:

  • Europäische Kommission – z.B. Generaldirektion Verteidigungsindustrie und Weltraum (DEFIS), Abteilung zu Verteidigungspolitik
  • Europäischer Auswärtiger Dienst – z.B. Generalsekretariat, Abteilung zu Common Security and Defence Policy (MD-PSD) oder Militärstab der Europäischen Union (EUMS)

3. Tag

Gespräche und Diskussionen II:

  • Europäischer Rat / Rat der Europäischen Union – Generalsekretariat, bspw. Generaldirektion RELEX für Außenbeziehungen
  • EU Think Tank – z.B. Egmont Royal Institute for International Relations, Centre for European Policy Studies oder Carnegie Endowment for International Peace

4. Tag

Gespräche und Diskussionen III:

  • Europäisches Parlament – Europaabgeordnete aus verschiedenen politischen Fraktionen (bspw. Unterausschuss für Sicherheit und Verteidigung, SEFE)
  • NATO-Headquarter oder European Defence Agency

5. Tag

Quo vadis, EU – Wie geht es weiter in der Verteidigungspolitik?
Positionen und Perspektiven – kritische Bewertung, Ausblick und Abschlussdiskussion

Das Seminar endet um 14:30 Uhr

Programmänderungen vorbehalten.
Weitere Details zu den Gesprächspartner:innen folgen.

Seminarteam

Felix Alshut hat Internationale Beziehungen und Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt auf Economic Policy studiert. Aktuell promoviert er in den Niederlanden zu grenzüberschreitender Korruptionsbekämpfung. Seit 2019 ist Felix als Seminarleiter von WochenendAkademien des v.f.h. in Brüssel aktiv und engagiert sich, sein Interesse und seine Begeisterung für die Europäische Union und ihre Institutionen zu teilen.

Niklas Schönherr studierte Internationale Beziehungen, Chinastudien und Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Public Policy. Aktuell ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Systemisches Management und Public Governance der Universität St. Gallen beschäftigt.

 

Organisatorische Hinweise

Die WochenendAkademie Politik richtet sich an Studierende und junge Berufstätige ab 18 Jahren. Die Teilnahme am gesamten Programm sowie die Übernachtung in der Tagungsstätte sind verbindlich. In der Seminargebühr sind Übernachtung und Verpflegung (HP) enthalten. Die Reisekosten sind selbst zu tragen und zu organisieren. Bitte beachtet, dass bei den Brüssel-Seminaren nur die Halbpension im Teilnahmebeitrag enthalten ist, da wir Termine in der Stadt wahrnehmen. Plant daher bitte Geld für etwaige weitere Mahlzeiten und die ÖPNV Kosten vor Ort ein.

Tagungsstätte
Maison N.D. du Chant d'Oiseau
Straße
Av. des Franciscaines 3A
PLZ
1150
Stadt
Brüssel
Land
Belgien
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