Die Europäische Union befindet sich in einem zunehmend angespannten und komplexen sicherheitspolitischen Umfeld. Militärische und hybride Bedrohungen auf dem europäischen Kontinent nehmen zu. Die Eskalation des Angriffskrieges gegen die Ukraine 2022 führte zu einer Zäsur im Verhältnis westlicher Staaten zu Russland. Gleichzeitig zeichnen sich auch innerhalb der westlichen Staatengemeinschaft Verschiebungen ab. Infolge des langsamen Rückzuges der Großmacht USA wird sich Europa zunehmend selbst um seine Verteidigungsfähigkeit bemühen müssen. Die historische Erklärung nach dem NATO-Gipfel Ende Juni in Den Haag, in der sich 30 der 32 Mitgliedsstaaten verpflichteten ihre Verteidigungsausgaben auf insgesamt 5% des BIPs zu erhöhen, könnte auf eine solche Rekalibrierung des transatlantischen Verhältnisses hinauslaufen.
Im Schatten dieser Ereignisse strebt die Europäische Union im Rahmen ihrer Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) nach einem stärkeren Profil als unabhängiger Akteur. Obwohl die GSVP seit rund 25 Jahren besteht, waren Fortschritte in diese Richtung jedoch bisher klein. Die Defizite der GSVP wurden insbesondere in den letzten Jahren sehr deutlich: Nach wie vor gibt es keine signifikante Übertragung von Kompetenzen der Mitgliedsstaaten an die Union, Standardisierung und Kooperationen zwischen nationalen Militärs bleiben selten und auch das Europäische Parlament sieht “begrenzte Fortschritte und unzureichende Investitionen” in einem Bericht zur GSVP aus 2024.
Während Bürger:innen in überwiegender Mehrheit eine engere Verteidigungsintegration befürworten (87% gemäß einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung 2024), scheitern Fortschritte an den divergierenden Positionen der Mitgliedsstaaten – von Frankreichs Vision einer europäischen Streitmacht über Polens rein nationale Aufrüstung bis hin zur Vetopolitik Ungarns. Ungelöst bleibt dabei auch die Frage, wie eine gemeinsame europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik in den Kontext der größeren NATO-Allianz passen könnte.
Wie also reagieren auf die sicherheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit? Steht die EU vor der Geburt einer echten gemeinsamen Armee? Oder bleibt die EU eine Koalition inkohärenter sicherheitspolitischer Präferenzen?
Im Rahmen unserer Studienreise nach Brüssel beleuchten wir die vielschichtigen Aspekte der EU-Verteidigungspolitik und entwickeln mögliche Zukunftsszenarien. Dabei führen wir Gespräche mit Vertreter:innen von EU-Institutionen, NATO, politischen Think-Tanks und Expert:innen für internationale Beziehungen.
Die Seminarsprache ist Deutsch. Gespräche finden auf Deutsch und Englisch statt.
Anmeldeschluss ist am 30.09.2025.