Seminare
Datum
21.07.19 – 25.07.19
Ort
Brüssel
Seminarnummer
WA 1909
Seminargebühr
140,00 €

Afrika, die EU und der Freihandel

Politische Exkursion zur EU nach Brüssel

Seit Jahren steht die EU-Handels- und Agrarpolitik in der Kritik. Der Vorwurf: Die Liberalisierung des Welthandels bei gleichzeitiger Subventionierung der heimischen Produktion verhindere eine faire Entwicklung afrikanischer Staaten. So verdrängen z.B. Billig-Exporte der EU lokale Kleinbauern vom Markt und gefährden ihre Ernährungssicherheit. Gyekye Tanoh vom Afrikanischen Handelsnetzwerk, einer Nichtregierungsorganisation aus Ghana sagt: „Man kann keinen freien Handel zwischen zwei Weltregionen haben, die so ungleich sind. Das festigt die Ungleichheit nur.“ Andere sehen in den Wirtschaftsabkommen mit der EU Chancen. Die Frage „Fördert oder schadet Handel Entwicklung?“ ließ die Verhandlungen über Wirtschaftspartnerschaftsabkommen mit der West- und Ostafrikanischen Region ins Stocken geraten. Dennoch scheint die EU wenig daran ändern zu wollen.

Vor dem Hintergrund, dass bis 2020 ein Nachfolgeabkommen mit den Staaten Afrikas, der Karibik und des Pazifiks (AKP) geschlossen werden soll, wollen wir fragen: Was ist dran an der Kritik? Welche Interessen stehen hinter der Diskussion? Mit EU-Praktiker/innen diskutieren wir: Wie sind EU-Handels-, Agrar- und Entwicklungspolitik miteinander verflochten? Inwieweit werden die Bedürfnisse der weniger entwickelten afrikanischen Länder in EU-Handelsabkommen dabei berücksichtigt? Was kann die EU, was können wir beitragen, um eine nachhaltige Entwicklung und das Recht auf Nahrung in afrikanischen Ländern zu fördern?

Mit im Programm: Ein Besuch des im Dezember 2018 wiedereröffneten AFRIKAmuseums in Tervuren und eine politisch-historische Stadtführung.

Die Veranstaltung ist ausgebucht, eine Warteliste ist bis zum 21.06.2019 eingerichtet.

Programm

1. Tag
Anreise bis 16:00 Uhr

Europäische Entwicklungspolitik in afrikanischen Ländern – Chamäleon oder weißer Elefant?
Ansätze, aktuelle Entwicklungen, Beispiele und Herausforderungen

 

2. Tag

Freihandel oder Fairer Handel?
Die Kontroverse um die Wirtschaftspartnerschaftsabkommen zwischen EU und afrikanischen Regionen

Besuche und Diskussionen:

  • Europäische Kommission, z.B. Mitarbeiter/innen aus den Generaldirektionen Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung (DG DEVCO), Abt. Strategische Partnerschaft EU-AKP, und Handel (DG TRADE), Abt. Nachhaltige Entwicklung / Wirtschaftspartnerschaftsabkommen
  • Europäischer Auswärtiger Dienst, Afrika-Abteilung

Spuren der kolonialen Vergangenheit

Politisch-historische Stadtführung

 

3. Tag

Besuche und Diskussionen:

  • Europäische Privatwirtschaft: Vertreter von Industrie- oder Wirtschaftsverbänden (Bsp. The European Business Council for Africa), Unternehmen, Multinational Corporations
  • Vertretung African Union/ African Development Bank/ eines afrikanischen Landes (Bsp. Kamerun/ Ruanda/ Südafrika/ Tansania)

Zukunftsmarkt Afrika? Perspektiven der Privatwirtschaft

Koloniale Vergangenheit oder Gegenwart? Die Suche nach dem richtigen Umgang
Ein kritischer Rundgang im Royal Museum for Central Africa, Tervuren (Brüssel)

 

4. Tag

Besuche und Diskussionen:

  • Europäisches Parlament, Europaabgeordnete aus verschiedenen politischen Fraktionen und Ausschüssen (Entwicklung, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung sowie Internationaler Handel) bzw. aus der Delegation in der Paritätischen Parlamentarischen Versammlung AKP-EU
  • Entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisation, z.B. CONCORD (European Confederation of Relief and Development NGOs), Friends of the Earth Europe oder Oxfam International.#

Globale Märkte vs. lokale Industrie?
EU-Agrarsubventionen und ihre Auswirkungen

Mission Impossible oder conditio sine qua non?
Kohärenz von EU-Handels- und Entwicklungspolitik

 

5. Tag

Positionen und Perspektiven – Ausblick auf das Cotonou Abkommen 2020
Was kann Europa tun, um nachhaltige Entwicklung in Afrika zu fördern?

Kritische Bewertung, Ausblick und Abschlussdiskussion

Das Seminar endet um 14:30 Uhr

Die Expert*innen-Gespräche werden in Deutsch und Englisch geführt

Das Seminarteam

Iris Weber, M.A., ist Politikwissenschaftlerin und Historikerin, und England (Newcastle-upon-Tyne) ist zurzeit ihr Base Camp. Sie war als Lehrbeauftragte in Politikwissenschaften mit EU-Schwerpunkt an verschiedenen deutschen Universitäten tätig; seit 2014 unterrichtet sich als Gastdozentin an der Odisee-Universität / Fachhochschule Brüssel. Seit 2004 veranstaltet Iris für den v.f.h. regelmäßig EU-vor-Ort-Seminare in Brüssel und Straßburg, u.a. zu Themen wie Menschenrechts-, Flüchtlings-, Klima-, Außen-und Sicherheitspolitik (inkl. NATO). Beim v.f.h. engagiert sie sich seit der Vereinsgründung 1992. Iris ist u.a. als Länderkoordinatorin für Afghanistan bei Amnesty International UK aktiv.

Simon Happersberger studiert Politikwissenschaft in Berlin und Kapstadt mit einem regionalen Fokus auf Subsahara-Afrika. Er hat bei der Friedrich-Ebert-Stiftung in Madagaskar und der Deutschen Botschaft in Kenia praktische Erfahrung gesammelt und war studentischer Mitarbeiter für Subsahara-Afrika bei der Stiftung Wissenschaft und Politik. Als Seminarleiter ist Simon seit 2015 im v.f.h. aktiv.

Literaturhinweise

  • Evita Schmieg: EU und Afrika: Investitionen, Handel, Entwicklung. Was ein Cotonou-Folgeabkommen mit den AKP-Staaten leisten kann, SWP-Aktuell 2018/A 70, Dezember 2018, 8 S. Link
  • The EU and Africa [What Think Tanks are thinking], January 8, 2016 Link
  • European Centre for Development Policy: FAQ Economic Partnership Agreements, October 2017 Link

Die WochenendAkademie Politik richtet sich an junge Erwachsene ab 18 Jahren. Die Teilnahme am gesamten Programm sowie die Übernachtung in der Tagungsstätte sind verbindlich. Im Teilnahmebeitrag sind Übernachtung und Verpflegung (HP) enthalten. Der Seminargebühr wird bar auf dem Seminar entrichtet. Die Reisekosten sind selbst zu tragen und zu organisieren.

 

Tagungsstätte
Maison N.-D. du Chant d'Oiseau
Straße
Avenue des Franciscains 3a
PLZ
01150
Stadt
Brüssel
Land
Deutschland
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