Es geht um politischen Einfluss, wirtschaftliche Hegemonie und militärische Bündnispolitik. Seit die USA die Verantwortung für Friedenssicherung und die (sicherheits-)politische und wirtschaftliche Entwicklung des Westbalkans an die europäische Staatengemeinschaft abgetreten haben, versuchen Länder wie Russland, China, die Türkei und die Golfstaaten verstärkt ihren Einfluss in der Region auszubauen – mit unterschiedlichen Motiven, Interessen und Ressourcen – und gewinnen zunehmend an Bedeutung. Auch deshalb ist der Westbalkan in den vergangenen Jahren wieder verstärkt ins außenpolitische Blickfeld der Europäer gerückt. Der 2014 von Bundeskanzlerin Angela Merkel initiierten Berlin-Prozess und die im Februar 2018 vorgestellte Westbalkan-Strategie der Europäischen Kommission unterstreichen dies.
Klar ist: Die Integration des Westbalkans in europäische und euroatlantische Strukturen ist bereits weit vorangeschritten: Alle Staaten der Region streben eine Mitgliedschaft in der EU an. Mit Ausnahme Serbiens möchten zudem alle Westbalkanländer der NATO beitreten oder haben diesen Schritt bereits vollzogen.
Höchste Zeit für eine Bestandsaufnahme: Woher rührt das gesteigerte Interesse der unterschiedlichen Akteure am Westbalkan? Welche Ziele verfolgen sie und mit welchen Mitteln und Strategien versuchen sie diese zu erreichen? Und vor allem: Wie beurteilen Politik, Staat und Zivilgesellschaft vor Ort den Einfluss fremder Mächte auf ihre Länder?